Warum OlivettiViva?

„Was ist ein Saldo?“, fragt mich Dr. Berg, der Personalreferent bei Olivetti. Es ist das Jahr 1968 und ich bin mit meinem alten VW Käfer von Saarbrücken nach Frankfurt gefahren. Vorstellungsgespräch bei der deutschen Olivetti GmbH.

Mein Schwager Peter hat mir nach meiner Zeit beim Militär gesagt, ich solle mich doch bei Olivetti bewerben. Er arbeitete da jetzt ein Jahr als Verkäufer und ist von dieser Firma total begeistert. Peter schwärmt mir vor von Adriano Olivetti, der leider viel zu früh verstorben ist, dem Sohn des Firmengründers Camillo Olivetti. Von den tollen Rechenmaschinen und Schreibmaschinen, die Peter verkaufen durfte. Von der sehr guten Ausbildung und Weiterbildung, die Olivetti seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anbietet. Und, und, und…

Deshalb habe ich mich beworben und sitze jetzt gerade vor dem Herrn Dr. Berg, dem Personalreferent. Das Einstellungsinterview ist fast zu Ende. Ich habe ein gutes Gefühl. Und jetzt fragt mich Dr. Berg. „Was ist ein Saldo“? Und ich weiß es nicht, nein falsch, natürlich weiß ich es. Aber mir fällt es jetzt, gerade jetzt, nicht ein.

Wie auch immer, auf der Rückfahrt von Frankfurt nach Saarbrücken ärgere ich mich sehr. Über mich. Und mein alter VW Käfer muss sich Schimpfworte anhören, die gar nicht für das Auto bestimmt sind, sondern für mich.

Wie auch immer, ich wurde als Verkäufer für Schreibmaschinen und Rechenmaschinen eingestellt. Für Buchungsmaschinen war ich, nach der „Saldo Frage“, erstmal nicht geeignet. Meine 8 jährige Reise in der Olivetti-Familie begann. Es wurden, auch für meine spätere Tätigkeit als erfolgreicher Unternehmer und Mensch, die wichtigsten Berufsjahre meines Lebens.

Heute, viele, sehr viele Jahre später, bin ich wieder zurück in der Olivetti Familie. Ich habe, mehr oder weniger zufällig, nach mehr als 50 Jahren, ehemalige Kollegen wiedergesehen. Im historischen ligurischen Bergdorf Perinaldo betreibe ich eine kleine Kunstgalerie. Mit einer Ausstellung von historischen Olivetti Maschinen. Und Büchern von Adriano Olivetti. Und weltberühmten Postern von Olivetti. Und alten Fotos aus den Fabriken von Olivetti. Und Design und Architektur von Olivetti. Und Kindergärten und Mitarbeiterwohnungen von Olivetti. In einem kleinen Kino spielen wir historische Filme von Olivetti.

Am faszinierendsten ist für mich allerdings Adriano‘s „Comunità“ – Vision. Dieser ganzheitliche Ansatz für Mensch und Technik, für Arbeiten und Leben, für Geld verdienen und soziales Engagement. Wunderbar.

Gerade in dieser Zeit, in der die Gier nach Geld, Betrug, kriminelle Machenschaften auch in Weltunternehmen oft ganz oben, und die Menschlichkeit oft ziemlich weit unten steht, weist uns Adriano Olivetti‘s Vision der „Comunità“ den Weg in die Zukunft der erfolgreichen und menschlichen Unternehmensführung. Und diesen Weg und Adriano‘s Ideen wollen wir hegen, pflegen und weitererzählen. Damit jeder es weiß, der es wissen sollte. Und niemand später sagen kann „Ich habe es ja nicht gewusst“.

Darum OlivettiViva.

Günter Greff